Autoren Osterkalenderbeitrag 2018:


Auszug aus meinem noch nicht veröffentlichten Buch über den Tierschutzhof und aus unserem Leben mit den Tieren und dazu gehörenden Menschen: 



Giacomo und Leonardo 

Zwei unerwartete Ostergeschenke




Als wir eines Abends kurz vor Ostern, die Pferde versorgten, hörten wir ein seltsames Geräusch im Gebüsch hinter dem Koppelzaun. Es kam von zwei Seiten und hörte sich an, als würden sich zwei rufen oder unterhalten. Zwei, von denen wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnten, um welche Spezies es sich handelte.


Das Rufen wurde lauter und ich schlich mich an den Zaun, versuchte zu orten und zu spähen. Nach einigen Minuten kamen plötzlich zwei kleine Vogeltiere, eines von rechts, eines von links, weiterhin rufend, auf einander zu. Direkt da wo ich stand, begegneten sie sich, glucksten weiter vor sich hin und kuschelten sich dann umständlich Kopf an Po und Po an Kopf in eine Erdmulde. 

Sie hatten weißbeige Federn und sahen ein bisschen wie Wachteln aus. 

Na gut, dachte ich bei mir, dann durchforste ich mal meine schlauen Bücher und das Netz, um welche Wachteln oder andere Wildvogelart es sich handelte. Aber alles suchen half nichts, ich fand keine vergleichbaren Beschreibungen, noch Abbildungen. 

Ich hoffte, dass es nicht zwei ausgesetzte Wildvögel aus einem anderen Land waren, denn die hätten hier im Wald wahrscheinlich wenig Chancen zum Überleben gehabt.


Am nächsten Tag hörten wir sie wieder im Gestrüpp und zwischen den Brennesseln rufen, aber wir sahen sie nicht.  Am dritten Tag waren sie nicht mehr zu hören und auch nicht zu sehen. So dachten wir, dass sie weitergezogen waren oder im schlimmsten Fall ein Fuchs oder Marder sie gefunden hatte.


Doch es sollte anders kommen. Als mein Mann drei Tage nach der ersten Sichtung, am Ostersonntag, Stroh für die Pferde holen wollte, fand er unerwartet, tief ins Stroh gekuschelt (es war kalt draußen) die beiden kleinen Vogeltiere. 


So eingekuschelt waren sie schnell eingefangen und sie schienen auch gar nicht unglücklich darüber. Ein großer Kaninchenkäfig wurde mit Späne und Stroh befüllt und in das Vogelhaus gestellt. Die beiden kleinen fielen sofort über das bereitgestellte Wasser und Essen her, sie hatten richtig Hunger! Nachdem sie satt waren, kuschelten sie sich zusammen in die Strohecke und schliefen ein. 


Tja, und wir fanden nach weiterer Forschung heraus, dass es sich nicht um zwei Wachteln oder andere ausgewachsene Vogeltiere handelte, sonder um zwei Hühnervogel Küken. Jemand musste sie bei uns gleich hinter dem Zaun aus dem Auto gesetzt haben oder sie waren von einem Transporter gefallen/geflohen. 

Wir haben das niemals herausbekommen. 


Alles beten, dass die beiden zwei Hühner seien, half nicht, sie wuchsen zu zwei prächtigen Hähnen heran. Das Beten deshalb, weil Hähne manchmal sehr agressiv sein können und deshalb hofften wir, dass es Hühner waren. Aber es waren zwerg Brahma Hähne! Brahmas sind Riesen und so bedeutet Zwerg in diesem Fall, auch schon sehr groß. Und es waren zwei Sängerknaben, will heißen sie krähten was das Zeug hielt und oft. So bekamen sie die Namen „Giacomo“ und „Leonardo“, weil sie so schön sangen, wie es den Italienern nachgesagt wird. 


Wie wir halt so sind, blieben die beiden natürlich bei uns und bekamen ein eigenes Gehege. Fast sieben Jahre lebten sie in brüderlicher Gemeinschaft zusammen. Ab und an gab es mal Testosteronschübe, dann kämpften sie, bis einer von beiden die Nase voll hatte und in den Stall ging, dort war dann Kampffreie Zone.

Nach diesen beinahe sieben Jahren starb Leonardo plötzlich und unerwartet und Giacomo blieb allein zurück.


Damit er wieder glücklich sein konnte, nahmen wir fünf Hühner von einem anderen Tierheim auf und stellten ihm die Damen vor. Da er aber bisher immer nur seinen Bruder kannte, wusste er die ersten Tage gar nichts mit den Damen anzufangen, Er hatte sogar ein wenig Angst vor ihnen. 


Inzwischen ist die Angst verflogen und er lebt mit seinen Ladys in einem neuen Gehege zusammen. Jetzt im Winter kuscheln sie sich eng zusammen, beinahe wie damals mit Leonardo und wer weiß, vielleicht träumt Giacomo ab und zu von ihm, seinem Bruder leonardo.





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